Alles Suchen und Spinnen begann mit einer Erkenntnis: Die Lieder, die mir einst mein Großvater beigebracht hat, und die ich über alles liebe, sie kommen mir immer weniger leicht über die Lippen. Woran liegt das? Zwar bin ich mit Volksmusik aufgewachsen, dennoch habe ich Jahrzehnte gebraucht, um zu begreifen, dass ein Großteil der traditionellen Lieder, die ich seit Kindheitstagen singe, eine männliche Geschichte erzählen. Diese Erkenntnis traf mich vor einiger Zeit mit voller Wucht und weckte in mir den Wunsch, die weibliche Perspektive in unserem Liedgut mehr ins Bewusstsein – und somit auch ins Zentrum meines Schaffens zu rücken.
Ich habe Frauen besucht und nach ihrer Geschichte gefragt, und sie hatten viel zu erzählen. Sehr viel mehr als nur über ihre Küchen- und Handarbeit und das Kinderhüten. Und diese Geschichten sind es, die ich hier gesammelt habe.
Ich widme dieses Projekt einer zeitgemäßen künstlerischen Auseinandersetzung mit den Lebens- und Leidensgeschichten von Frauen und dem sozio-kulturellen Erbe, das sie uns hinterlassen. Es soll einen Beitrag leisten, unsere Überlieferungen von einer anderen Seite zu beleuchten, unsere Volksmusikforschung und das Material unserer Archive ein wenig weiblicher und somit diverser zu gestalten.
Das Besondere am Projekt „Spinnerin“ ist für mich einerseits das Wagnis, mich erstmals als Solokünstlerin zu zeigen, ohne den schützenden Halt eines Kollektivs, andererseits ist es die inhaltlich feministische und experimentelle Komponente.
„Spinnerin“ ist mehr als nur ein Album mit neuen Volksliedern – es spinnt ein narratives Netz, verbunden durch Ungesagtes und Ungesehenes. Vielleicht auch bisher Ungefühltes. Es ist ein Hinfühlen an Orte, an denen man sich oftmals lieber vorbeiwindet. „Spinnerin“ möchte auf subtile Art und Weise Vergrabenes an die Oberfläche bringen.
Ich wünsche Ihnen das größtmögliche Hörvergnügen!
(Julia Lacherstorfer)
LISTENERS‘ NOTES
„Das Album ist schonungslos nackt, es fährt durch Mark und Bein und berührt mein tiefstes Innerstes.“
(Hörer*in)
„Mit dem Geist einer Ethnomusikologin, Respekt und künstlerischer Weitsicht beforscht Julia Lacherstorfer die Vergangenheit, um vergessen Geglaubtes sowohl musikalisch als auch narrativ in die Gegenwart zu transferieren und erlebbar zu machen. Ihre musikalischen Mittel sind dabei so vielfältig wie die Lebensrealitäten jener Frauen*, deren Geschichten sie erzählt.“
(Laura Wösch)
Ich kenne Julia Lacherstorfer seit 15 Jahren. Sie könnte sich durchaus schon auf einigen Lorbeeren ausruhen. Tut sie nicht. Dem solide andauernden Erfolg mit der zu 4/5 weiblichen Band Alma und der innovativen Programmierung des Festivals wellenklænge (um nur Weniges zu nennen) folgt nun ein aufwändiges Solo-Projekt. Die Reflexion der eigenen Werdung, das Aufwachsen mit und in traditioneller Musik steht wohl als erster Impuls hinter der „Spinnerin“. Ohne in Selbst-Bespiegelung zu verharren, holt die Geigerin, Sängerin und Komponistin die Schicksale von Frauen ans Licht, abseits der Klischees von feschen „Dirndln“ und komischen „Oidn“.
Lacherstorfers musikalisches Interesse geht von purer Tradition aus, um Freiheit jenseits aller Stil-Schubladen zu erreichen. Das Ergebnis zeitigt eine Schönheit, die aus Verletzlichkeit Stärke bezieht. Dies ist nur scheinbar paradox.
Der normale Weg heißt: Wenn du Erfolg mit einer Sache hast, dann walze sie aus, bis sie platt ist. Nicht so bei Julia Lacherstorfer.
(Albert Hosp, Ö1)
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Stephanie Krön
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